Reisebericht von Jana Hesse, Jena

50. Wissenschaftliche Tagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft e. V.
Essen, 08.–10. September 2016

Zur 50. Jahrestagung der DMykG wurde 2016 nach Essen in die Gründerstadt dieser erfolgreichen wissenschaftlichen Gesellschaft geladen. Unter Leitung von Prof. Dr. med. Peter-Michael Rath galt als Besonderheit dieses runden Geburtstages das erstmalige Stattfinden eines gemeinsamen Symposiums mit der Niederländischen Mykologischen Vereinigung. Wissenschaftliche Schwerpunkte lagen außerdem in der Rolle von Pilzen bei Mukoviszidose sowie neuen antimykotisch wirksamen Substanzen, der Pathogenese von Pilzinfektionen sowie den Resistenz-mechanismen klinisch relevanter Pilzerreger.

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Haus der Technik

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Kaffeepause

Der Veranstaltungsort im zentral gelegenen „Haus der Technik“ bot eine äußerst angenehme Atmosphäre und dank der kulinarisch gut versorgten Coffee-Breaks ergaben sich viele Gelegenheiten zum wissenschaftlichen Austausch mit anderen Pilzforschern und Pilzinteressierten.

Wie auch im Vorjahr in Jena war diese Tagung gespickt mit interessanten Vorträgen und Postern, die stets Möglichkeiten für rege Diskussionen gewährten. Die zahlreichen Vortragssessions boten Einblick in die vielseitige Thematik der Grundlagen humanpathogener Pilze, begonnen mit Genetik, Zelluläre Abwehr, Epidemiologie und Therapie. Weitere Schwerpunkte lagen in der Virulenz, Mukoviszidose und seltene Mykosen, Dermatologie und Labordiagnostik.

Dank der parallel stattfindenden Sessions hatte man zwar die Qual der Wahl aber somit gab es für die individuellen Interessen stets eine ansprechende Veranstaltung.

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Herr Dr. Volker Rickerts, Berlin

Eröffnet wurde die Tagung mit einem gelungenen Ausschnitt aus neuen Themen der Labordiagnostik, dabei wurde wie auch schon in den vergangenen Jahren der Stellenwerte der PCR- Diagnostik innerhalb der Mykologie mehrfach betont und diskutiert. Unteranderem ging es um die Pilzdiagnostik aus Formalinblöckchen mittels einer broadrange-PCR-Methodik bei Patienten mit gesicherter Pilzinfektion. PD Dr. Volker Rickerts referierte, dass eine genaue Erreger-Diagnose durchaus möglich ist, aber dass Erregergemische und PCR-Inhibition limitierend wirken kann. Prof. Nenoff schilderte in seiner Präsentation die Qualtitätsanforderungen an die Pilzdiagnostik im Labor, deren Regularien dafür sorgen sollen, dass die Pilzdiagnostik weiterhin von Dermatologen selbst durchgeführt werden kann.

 

 

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Prof. Bernhard Hube, Jena

In der Session der zellulären Abwehr, stellte Prof. Hube gleich zu Beginn das zytolytische Peptidtoxin Candidalysin des opportunistisch pathogenen und klinisch relevanten Pilzes Candida albicans vor, welches direkt die Membran von Epithelzellen schädigen kann und somit einen wichtigen Virulenzfaktor darstellt. Frau Dr. Hünniger stellte die Wechselwirkung von C. albicans und der Immunität des Wirts während der initialen Phase der Infektion in einem Vollblutmodell dar und zeigte, dass die Immunumgehung des Pilzes teilweise auf die Ausbildung von Resistenzen gegen Phagozytose durch immunvermittelte Umformung der Pilzoberfläche zurückgeführt werden kann.

 

Während der Session Therapie wurde vermehrt auf die Resistenzen-Entwicklungen und Azol-Toleranzen von Aspergillus species eingegangen. So präsentierte Herr Dr. Bader in seinem Vortrag einen chronisch-mucocutaner Candidiasis -Fall, ausgelöst durch C. albicans mit einer GOF STAT1 Mutation und einem heterozygoten IL-17F-Genotypen, was zu stark verminderter IL-17A/F-Freisetzung führt. Die Verabreichung von Ruxolitinib führte letztendlich zu einem Anstieg der Immunzellen, sowie der IL-17A/IL-17F-Ausschüttung und zu einer klaren Verbesserung des Zustands des Patienten. In einem weiteren Vortrag von Herrn Dr. Gsaller wurde deutlich, dass eine R34 und CBC-Mutation bei Aspergillus fumigatus eine erhöhte Resistenz gegen klinisch-verabreichte antimykotischen Azole verursachen. Abgerundet wurde diese Vortragsreihe und damit auch der erste Veranstaltungstag mit einem Vortrag von Frau Dr. Kaerger, die über einen Fall einer schnell entwickelten Echinocandin-Resistenz bei C. glabrata und den molekularen Hintergründen referierte.

Der zweite Veranstaltungstag begann mit der Session zum Thema Virulenz. Dabei ging es gleich zu Beginn um durch C. albicans induzierte systemische Candidosen. Dabei werden initial alle Organe infiziert, wobei Lunge, Leber und Milz über die Zeit davon wieder befreit werden und in den Nieren die Infektion weiter fortschreitet. Frau Prof. Jacobsen zeigte dazu, dass durch ein verzögertes Anlocken von Immuneffektorzellen in die Nieren die fungale Proliferation und eine späte Stressreaktion begünstigt werden. Außerdem scheint es, dass unter bestimmten Umständen die Filamentation für die Pathogenese möglicherweise nicht entscheidend ist.

Schwerpunkt der Dermatologie I Veranstaltung lag insbesondere in der molekularen Diagnostik. In dem Vortrag von Frau Mehlhorn ging es um die molekularbiologische Charakterisierung von Trichophyton rubrum Stämmen aus Onychomykose-Patienten. Dabei verglich sie die Methoden eines direkten uniplex PCR-ELISAs, mit der Sequenzierung der ribosomalen ITS-Region und der MALDI-TOF-Massenspektroskopie und konnte zeigen, dass die PCR-basierte Dermatophyten-Identifizierung eine hoch spezifische und sensitive Methode darstellt und den Vorteil hat, Nagelproben, die kulturell nicht anzüchtbar waren, ebenfalls zu erfassen. In meinem Vortrag präsentierte ich meine aktuelle Forschungsarbeit, bei der ich mich mit der Bestimmung der antimykotischen Aktivität von Isatis tinctoria (Waidpflanze) im infizierten 2D- und 3D-Modell beschäftige. Dabei wurden zwei Modelle vorgestellt, die 2D-Monozellkultur und das 3D-Vollhautmodell, welche geeignet sind, eine Infektion mit dem zoophilen Dermatophyten Trichophyton benhamiae (ehemals T. anamorph von Arthroderma benhamiae) nachzustellen und dessen Effekt auf die Immunantwort zu untersuchen. Darüber hinaus eignen sich diese Modelle um potentielle Antimykotika zu testen. Ferner schildert Frau Dr. Kupsch in ihrer Präsentation, dass die ITS-Sequenzierung zur direkten Identifizierung von Dermatophyten und anderen pathogenen Pilzen in unsterilen Untersuchungsmaterialien geeignet ist, welche darüber hinaus deutlich sensitiver als die mykologische Kultur ist und auch seltene Dermatophyten erfassen kann.

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Prof. Jochen Brasch, Kiel

Am letzten Veranstaltungstag fand unter anderem die Session der Dermatologie II statt. Hier begann Herr Prof. Brasch mit der photoaktivierungsabhängigen Hemmwirkung von Curcumin auf Dermatophyten, welches damit therapeutische Anwendung finden könnte. Anschließend berichtete Herr Prof. Nenoff von einem interessanten Fall, bei dem ein Zoowärter und eine andere Person an einer Tinea manus und einer Tinea corporis erkrankten. Laut uniplex-PCR-ELISA und Sequenzierung der ribosomalen ITS-Region (18S rRNA, ITS1, 5.8S rRNA, ITS2, 28S rRNA) konnte T. interdigitale als Erreger identifiziert werden, wobei ein Schneeleopard des Zoos zweifellos die Quelle war. Nun schilderte Herr Dr. Hiernickel eine Reihe von klinischen T. benhamiae Fällen und deren therapeutischen Aspekte. Er machte deutlich, dass seine Identifizierung durch herkömmliche Verfahren zu Problemen führen kann, weshalb dieser aufgrund seiner morphologischen Ähnlichkeit zu anderen Dermatophyten wie T. interdigitale oder Microsporum canis oft fehldiagnostiziert wird. Molekulare Methoden vereinfachen eine sichere Diagnose. Und zu guter Letzt betonte Frau Prof. Ginter-Hanselmayer die Bedeutung der richtigen Diagnose durch Dermatologen bei hochinflammatorischen T. benhamiae Infektionen und stellte eine Reihe von unterschiedlichen Fällen dar.

Posterausstellung

Posterausstellung

Neben den Vortragssessions, die eine große Übersicht über den aktuellen Stand mykologischer Forschung vermittelten, boten vor allem die Postersessions mit anderen pilzinteressierten Forschern einen zusätzlichen Einblick in die Bandbreite der Mykologie. Dabei gab es genug Zeit für Fragen und rege Diskussionen, die immer einen wichtigen Teil der Veranstaltung darstellen und aus dem viele neue Kontakte und Anregungen für die weitere wissenschaftliche Arbeit resultieren.

 
 
 
 

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Gesellschaftsabend im Erich-Brost-Pavillon

Gekrönt wurde die Tagung mit dem am Freitagabend stattfindenden Gesellschaftsabend, zu dem in den gläsernen Erich-Brost-Pavillon – auf dem Dach einer alten Kohlewäscherei der Zeche Zollverein eingeladen wurde. Dort hatte man in 38 Metern Höhe einen einzigartigen Blick auf die Schalke- Arena, die Essener Skyline bis zum Gasometer von Oberhausen, was den Abend nicht nur allein durch die ausgezeichnete Küche zu einen unvergesslichen Ereignis machte. Bevor es dann zum lockeren Teil des Abends wechselte, wurden zunächst die Posterpreise verliehen und die Gewinner des des alljährlich stattfindenden Fotowettbewerbs geehrt. Der Gewinner des Hans-Rieth-Posterpreises 2016 war Herr Dr. Jung aus Berlin mit seinem Poster zum Thema „The AFP Familie delivers more than 50 templates for the development of novel designer antifungal Protein drugs“. Andere Posterpreis-Gewinner waren Frau Kupsch, Frau Reinhold und Herr Gsaller. Besonders freuen durfte sich auch Herr Dr. med. Idelevich über das überreichte Dr.-Manfred-Plempel-Stipendium, der für seine Arbeit in der mikrobiologischen Sepsis-Diagnostik ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus wurden die Gewinner der 3 individuellsten Fotos prämiert.

Dank des Reisestipendiums der DMykG wurde es mir ermöglicht an dieser gelungenen wissenschaftlichen Fachveranstaltung teilzunehmen und durch Präsentation von Ergebnissen aus dem Forschungslabor der Jenaer Hautklinik maßgeblich mitzuwirken.