Nachruf
Prof. Dr. rer. nat. Johannes Müller
18. Februar 1927 bis 28. Mai 2019
Die Gemeinschaft der Mykologen hat mit Prof. Dr. rer. nat. Johannes Müller eine herausragende Persönlichkeit und einen Pionier der medizinischen Mykologie verloren. Johannes Müller, der im Alter von 92 Jahren in Emmendingen-Maleck verstarb, zählt zu den profiliertesten Mykologen Deutschlands. Er war ein enthusiastischer Wissenschaftler mit besonderer Expertise im gesamten Spektrum der medizinischen Mykologie und ein bedeutender und engagierter Mentor für viele wissenschaftlich und klinisch aktive Mykologen.
Nach dem Studium der Biologie in München wurde Johannes Müller mit einem mikrobiologischen Thema 1956 zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert. Im Mai 1960 begann er seine langjährige Tätigkeit am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Freiburg. Er etablierte, neben zahlreichen anderen Aufgaben, eine Diagnose- und Forschungseinheit für Medizinische Mykologie und baute sie in wenigen Jahren zu einer der angesehensten Einrichtungen dieser Art in Deutschland auf. 1975 wurde ihm die Leitung der Abteilung Parasitologie und Mykologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Freiburg übertragen. Aufgrund zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten auf vielen Gebieten der Medizinischen Mikrobiologie, aber mit einem besonderen Fokus auf der Mykologie, erfolgte 1984 die Ernennung zum Professor und 1986 zum Akademischen Direktor an der Universität Freiburg. Bis 1992 war er Leiter der Sektion Mykologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Freiburg.
Durch seine hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen, sein breites Interesse, seine persönliche Ausstrahlung und sein Engagement für die Gemeinschaft hatte er sich hohe internationale Achtung und Anerkennung erworben, die zu seiner Wahl in den Vorstand der International Society for Human and Animal Mycology (ISHAM) führte, 1975 bis 1981 als Schatzmeister, 1982 bis 1984 als Vizepräsident und von 1994 bis 1996 schließlich als Präsident der Gesellschaft. Die sehr guten internationalen Beziehungen der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft (DMykG) zu anderen Gesellschaften für Medizinische Mykologie in Europa und weltweit hat ganz wesentlich Johannes Müller begründet; sie waren ihm eine Herzensangelegenheit. So war er unter anderem Ehrenmitglied der British Society for Human and Animal Mycology (BSMM) und Korrespondierendes Mitglied der Société Française de Mycologie Médicale (SFMM).
Die Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft führte Johannes Müller als Vorsitzender von 1990 bis 1993. In diese Zeit fiel die Vereinigung der beiden deutschen Gesellschaften für Medizinische Mykologie, die ungewöhnlich problemlos verlief, nicht zuletzt dank seiner guten und einfühlsamen Mitwirkung. Die DMykG ehrte ihn für seine großen Leistungen um die Gesellschaft durch die Verleihung der Schönlein-Plakette (1994) und die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft (1997).
Auf seine Initiative trat die DMykG 1993 der damals gerade erst gegründeten European Confederation of Medical Mycology (ECMM) bei.
Eine ganz besondere Leistung vollbrachte Johannes Müller als langjähriger Editor-in-Chief der wissenschaftlichen Zeitschrift Mycoses (1986-2004), die unter seiner Leitung zu einem international anerkannten Journal wurde.
Wir alle verlieren mit Johannes Müller einen hochgeschätzten und sehr verehrten Menschen. Er war und bleibt uns in jeder Hinsicht ein Vorbild und eine Bereicherung unserer beruflichen und persönlichen Lebenswege. Jede Begegnung mit ihm war eine Freude; er war immer zugewandt, aufrichtig, wohlwollend und unterstützend.
Die Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft ist zutiefst dankbar für seine langjährige, zuverlässige und treue Arbeit und Wegbegleitung; wir werden ihm immer verbunden bleiben.
Wir trauern mit seiner Familie, der unser tiefstes Mitgefühl gilt, um einen herzensguten und wunderbaren Menschen.
D. Buchheidt
Vorsitzender der DMykG